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Warum der Wasserriese leer ausging
 

Wassergeist, Illustration Bruni Feist-Kramer
Vor vielen, vielen Jahren lebte in einem See, der versteckt in einem dichten Wald lag, ein Wasserriese. Dieser verschlang alle, die in das Wasser des Sees stiegen.

Keiner konnte ihm entkommen.

Zu dieser Zeit lebte der Buddha als König der Affen in dem Wald, der den See umgab. Als König sorgte er dafür, dass es den Affen gut ging. Deshalb ermahnte er sie: „Meine Freunde! In diesem Wald gibt es vergiftete Bäume, von denen ihr auf keinen Fall essen dürft. Es gibt auch Seen, in denen Wasserriesen wohnen, die jeden verschlinge, der ans Wasser geht. Deshalb fragt mich jedes Mal, bevor ihr Früchte von einem Baum essen wollt, den ihr noch nicht kennt. Und wenn ihr Durst habt und aus einem See trinken wollt, den ihr nicht kennt, fragt mich auch!“

Eines Tages kam der König der Affen mit seinem Gefolge zu einer Stelle im Wald, die bis jetzt noch keiner von ihnen betreten hatte. Da sie sich den ganzen Tag durch die Bäume gehangelt hatten, waren sie müde und hatten großen Durst.

Schließlich stießen die Affen auf den See, in dem der Wasserriese seine Wohnung hatte.

Die Affen standen am Ufer, doch keiner nahm einen Schluck Wasser aus dem See. Als der König herantrat, fragte er sie: „Warum trinkt ihr nicht?“

Sie antworteten: „Euer Majestät, wir warten auf Euch!“

„Sehr gut!“, lobte der König seine Untertanen. Er umrundete den See und untersuchte genau die Fußabdrücke am Boden. Alle führten ins Wasser hinein, doch keiner wieder heraus. „Sicher lebt hier ein Wasserriese“, dachte er und laut sagte er zu den Affen: „Ihr tatet gut daran nicht aus dem See zu trinken. In diesem See lebt nämlich ein Wasserriese!“

Als der Wasserriese, der im See schon gierig auf die bevorstehenden Mahlzeit wartete  -  Affen aß er besonders gern -, merkte, dass keiner von ihnen ins Wasser kam, wurde er wütend Er nahm die Gestalt eines riesigen, Furcht erregenden Monsters an, mit einem blauen Bauch, einem weißen Gesicht und hellroten Händen und Füßen. In dieser Gestalt kam er aus dem Wasser herausgestapft und sagte: „Warum habt ihr euch hier niedergelassen? Kommt runter zum See und erfrischt euch. Dass Wasser ist klar und gut. Es wird euch schmecken!“

Der König der Affen erwiderte: „Bist du nicht der Wasserriese, der in diesem See wohnt?“

„Ja, der bin ich!“, antwortet der Wasserriese und zeigte seinen giftgrünen Zähnen. „An meinem See kommt keiner vorbei, ohne dass ich ihn verschlinge!“, rief er und fletschte seine grünen spitzen Zähne. „Ich werde euch alle auffressen“

Der König der Affen blieb ganz gelassen: „Wir werden uns von dir aber nicht auffressen lassen!“

„Trinkt erst mal ein bisschen Wasser, ihr seht alle so durstig aus!“, sagte der Wasserriese. Mit einladender Geste forderte er sie auf an den See zu treten.

„Gerne wollen wir dein Wasser trinken“, antwortete der König der Affen. „Aber wir werden trotzdem nicht in deine Gewalt kommen.“

„Das werden wir sehen“, sagte der Wasserriese und grinste höhnisch.

Affen, Illustration Bruni Feist-Kramer„Ja, das werden wir ja sehen“, entgegnete gelassen der König der Affen. Er ging zum Bambus, der im Wind wogend am Ufer wuchs, und brach ein Rohr ab. Er führte das Rohr zum Mund und blies, so dass der Bambus ein hohles Rohr wurde. Nach und nach stellte er auf diese Art und Weise viele große Trinkhalme her.

Der Wasserriese sah neugierig zu. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Was wollte der Affenkönig mit diesen Bambusstängeln?

Der König verteilte die durch gepusteten Rohre unter den Affen. „Kommt alle zum Ufer, wir wollen jetzt Wasser trinken.“

Mit hohlen Bambusrohren in den Händen setzten sich die Affen ans Ufer. Als Erster steckte der König das Rohr in den See und nahm tiefe Schlucke des köstlichen Nasses.

Die anderen Affen taten es ihm nach. Da keiner das Wasser berührte, konnte der Wasserriese ihnen nichts anhaben.

Schäumend vor Wut zog er sich in seinen See zurück.

Als der König und die anderen Affen ihren Durst gestillt hatten, verschwanden  sie wieder im grünen Dickicht des Waldes.

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